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von Christel Westermeier

Seit Anfang 2020 finden 2 Mal jährlich Klausurtage im modernen Kloster statt. Dies ist ein relativ neues Angebot und richtet sich an Menschen, die ihre Meditationspraxis vertiefen möchten und ganz bewusst einmal allen weltlichen Zerstreuungen entsagen wollen.

Wir (Elvira Schneider und ich) haben ein sehr einfaches und klares Konzept entwickelt, welches die TeilnehmerInnen unterstützt, die äußere Welt immer mehr loszulassen und sich ganz dem Inneren zuzuwenden.

Welche Elemente braucht so ein Konzept?

Eines war uns bei der Planung von vornherein klar, dass das äußere Schweigen eine notwendige Stütze darstellt; so kann jede/r für sich sein, anders ausgedrückt, wird auf sich selbst zurückgeworfen. Das ist nicht immer einfach, denn die Versuchungen sich über Gespräche abzulenken, sind in einer Gruppe ja immer da.

Es ist für viele eine große Herausforderung, sich nicht auf andere zu beziehen, kann aber auch eine Erleichterung sein. In den Kerntagen gibt es die Möglichkeit für Einzelgespräche, in denen über alles gesprochen werden kann, was auftaucht und als Hindernis empfunden wird, wirklich loszulassen und still zu werden.

Ein weiteres Element ist eine klare Tagesstruktur mit 6 Meditationseinheiten im Sitzen und Gehen. Wer einmal in einer Gruppe meditiert hat, kennt die verbindende und stärkende Kraft, die sich entfaltet, wenn Menschen in ihrem Prozess der Verinnerlichung über Tage hinweg zusammen sitzen und sich gemeinsam ausrichten.

Bei allen Teilnehmenden beliebt ist der frühmorgendliche Gang durch die Natur; den Tag so zu beginnen ist wohltuend, weckt die Sinne, erfrischt und stimmt ein auf den Tag und die erste Meditationssitzung am Morgen.

Abends werden die Erfahrungen des stillen Sitzens durch Vorträge reflektiert und der Sinn dieses uralten Weges der Menschen zur Versenkung erklärt. Auch vertiefende Körperreisen oder Atemübungen verstärken die Konzentration und Selbstwahrnehmung und lassen den Atem, als einem zentralen Element, erfahrbar werden.

Die Schwierigkeit mit einem geschäftigen Geist

Die Schwierigkeiten, die jede/r Meditierende kennt, ist ein geschäftiger Geist, der die Tendenz hat, ununterbrochen zu plappern. Da fühlt sich jeder dann erst mal weit entfernt von den schönen Worten von Meister Eckhart:

„Ich will sitzen und

will schweigen und

will hören,

was Gott in mir rede.“

Wer redet da? Erst einmal der denkende Geist, der mit den ganzen Themen des eigenen Lebens beschäftigt ist, nach Lösungen sucht, kämpft und endlose Schleifen dreht. Dem bewusst zu begegnen kann sowohl schmerzhaft als auch erhellend sein und ist eine notwendige Erfahrung auf dem Weg der Vertiefung.

Die grundlegende innere Haltung von Akzeptanz gegenüber allem, was auftaucht, stoppt den inneren Antreiber und lässt uns gnädig werden uns selbst gegenüber. Und dann kann sich nach und nach eine innere Instanz herausbilden, die wir den inneren Zeugen nennen, das wahrnehmende Bewusstsein, welches diese inneren Vorgänge sieht, ohne sich damit zu identifizieren – ein Moment der Befreiung.

Wir können innere Stille nicht willentlich herstellen, wir müssen uns zuerst dem zuwenden, was wir dieser Stille, die unter allem liegt, zwischen allem und letztlich alles durchdringt, entgegenstellen. Und dann – ganz unvermittelt – fallen wir tiefer und berühren Stille und Weite. Ein Übungsweg, der immer tiefer nach innen führt und damit vielleicht zu Gott, wie auch immer er sich offenbart.

Inzwischen haben die Klausurtage, trotz wechselnder TeilnehmerInnen, eine Verdichtung erfahren, die wir LeiterInnen wahrnehmen. Und so gehen auch wir durch einen Prozess der Vertiefung und reflektieren unsere Erfahrungen. Neben unseren Tätigkeiten in verschiedenen Formen innerer Arbeit, sind die Klausurtage für uns ein Highlight, die einzig auf Stille ausgerichtet sind.

Im November dieses Jahres finden die nächsten Klausurtage statt, wir freuen uns sehr darauf:

Klausurtage I Mi, 09. – So, 13. November 2022