In unserem modernen Kloster Gut Saunstorf (bei Wismar) bieten wir Interessierten die Möglichkeit zum sogenannten ‚Karma Yoga‘ – dies ist ein ehrenamtlicher Dienst am und im Kloster und für sich selbst.
Wer für mindestens 14 Tage hier mit leben und an diesem Ort der Einkehr und Stille mitwirken möchte, ist ganzjährig eingeladen, als ‚Karma Yogi‘ zu kommen – sofern es im Zeitraum freie Plätze gibt. Karma Yogis helfen vor Ort 6 Stunden, erhalten täglich drei vegetarische Bio-Mahlzeiten im Kloster kostenfrei und sind untergebracht im Einzel- oder Doppelzimmer mit geteiltem Bad in der Karma Yoga-Wohnung zu einer Wochenpauschale von 60 EUR.
In diesem Interview berichtet Sina Bernasconi, Hausleitung und Ansprechpartnerin der Karma Yogis, welche Menschen hierfür zu uns kommen, wie es abläuft und welche Herausforderung und Chance so ein Aufenthalt mit sich bringt.
Sina, welche Rolle und Verantwortung hast du hier vor Ort?
Ich arbeite seit der Eröffnung im Kloster. Erst war ich im Kontor tätig und habe die Menschen empfangen und bin dann in die Hausleitung gewechselt, wo ich mich mehr übergeordneten Aufgaben widme. Die Betreuung der Karma Yogis gehört dabei auch zu meinen Aufgaben. Seit Beginn an gibt es die Möglichkeit als Karma Yogi hier zu sein und den Ort durch den ehrenamtlichen Dienst zu unterstützen.
Welche Möglichkeiten gibt es bei uns im Kloster als Karma Yogi für eine gewisse Zeit mitzuwirken?
Ein Karma Yogi kann in fast all unseren Bereichen mitwirken. Wir schauen auch welche Begabungen ein Mensch mitbringt. Das kann dann ein Dienst in der Küche sein, in der Hauswirtschaft oder der Haustechnik. Oder man erhält eine Aufgabe im Außenbereich im Garten oder Park. Und wir brauchen auch immer Unterstützung in unserem Klosterladen und Klostercafé.
Wie viele Karma Yogis sind in der Regel gleichzeitig hier? Und wie lange bleiben sie?
Es sind meistens zwischen drei bis fünf Karma Yogis hier. Die meisten bleiben zwei bis vier Wochen. Wenn jemand länger als vier Wochen bleibt, sprechen wir von einem Volontariat.
Was ist deine Erfahrung, welche Menschen kommen dafür hierher und warum?
Menschen kommen, weil sie sich vom klösterlichen Leben angezogen fühlen, die Einkehr suchen und sich für Fragen ihres Inneren interessieren. Beim Karma Yoga können Sie nicht nur Tage für sich hier verbringen, sondern nehmen Teil am Leben hier vor Ort und kommen in Kontakt mit Menschen aus der Gemeinschaft. Oft befinden sie sich auch an einem Wendepunkt im Leben und möchten für sich beleuchten, wie es weiter gehen kann. Es kommen Menschen in allen Altersstufen und mit unterschiedlichsten Fähigkeiten. Sie suchen eine Auszeit, bei welcher sie eine sinnvolle Tätigkeit machen dürfen und gleichzeitig mehr bei sich ankommen können.
Wie läuft das ab, wie werden sie für verschiedene Tätigkeitsfelder eingeteilt?
Der Anreisetag ist dem Ankommen gewidmet. Die Arbeit beginnt am nächsten Tag. Ich begrüße die Karma Yogis und führe mit ihnen ein Einführungsgespräch, wo ich ihnen alles erkläre. Ich zeige ihnen das Kloster und ihr Zimmer in der Karma Yoga-Wohnung und teile die Karma Yogis für die unterschiedlichen Arbeiten ein. Ich kann aus den vorher eingereichten Unterlagen entnehmen, welche Tätigkeit für den jeweiligen Karma Yogi in Frage kommt.
Arbeit in einem modernen Kloster verstehen wir auch als eine Form der inneren Arbeit, sich selbst beobachten beim Tun, Grenzen erfahren…
Welche Erfahrung machst du diesbezüglich mit Karma Yogis?
Ich bin immer wieder berührt von Karma Yogis, welche sich ihren Aufgaben ganz hingeben und von Herzen dienen. Es braucht eine Zeit des Ankommens und da ist meistens auch die erste Hürde sichtbar, ob ein Mensch sich diese Zeit gibt oder sich nicht auf den gegeben Rhythmus einlässt. So kann ein Aufenthalt manchmal holprig beginnen und dann leichter werden und in den Fluss kommen, oder manchmal auch gar nicht in den Fluss kommen. Es kommt selten mal vor, dass ein Karma Yogi nach ein paar Tagen wieder abreist und die Zeit so nicht nutzen konnte.
Bei uns gibt es unterschiedliche Möglichkeiten der Begleitung während des Karma Yoga Aufenthaltes. In dem Hiersein tauchen bei jedem Menschen Themen auf, welche er sich unter anderem in dem wöchentlichen Karma Yoga-Treffen anschauen kann. Hier kommen alle Karma Yogis, angeleitet von einem langjährigen Mitglied der Klostergemeinschaft, für eine Stunde zum Austausch zusammen. Jeder Karma Yogi erhält auch einen Paten/eine Patin aus der Klostergemeinschaft, wo er sich mitteilen oder Fragen stellen kann.
Das äußere Dienen mit der Begleitung dient so auch einem inneren Prozess.
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