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Feuer, als zeitloses Symbol für Transformation und spirituelle Kraft, besitzt in zahlreichen Kulturen tiefere Bedeutung. Der folgende Text befasst sich mit der Symbolik und Spiritualität des Feuers und den Feuerzeremonien, wie sie im Kloster Gut Saunstorf praktiziert werden.

Feuer – Sehnsucht nach dem Göttlichen

Feuer ist in vielen Kulturen ein Element für Transformation, Reinigung und Erneuerung. So gibt es zahlreiche Variationen von Feuerzeremonien auf der ganzen Welt. Jede Kultur bringt ihre einzigartigen Glaubenssysteme und Rituale in diese Zeremonien ein. Diese rituellen Handlungen sind Ausdruck der inneren Sehnsucht nach dem Göttlichen.

Das Feuer steht dabei sowohl für das Göttliche, repräsentiert aber auch das innere Feuer, das spirituelle Herz, das in jedem von uns brennt. Die Flammen vertreiben die Dunkelheit der Unwissenheit. Im Bhakti, dem hinduistischen Pfad der Hingabe, spielt das Feuer eine zentrale Rolle in den unterschiedlichen Formen des Gottesdienstes (Puja/ Aarti). Agni, der Gott des Feuers, nimmt in vedischen Schriften einen zentralen Platz ein. Seine symbolische Natur spiegelt die dualistische Kraft wider, die sowohl Leben spendet als auch zerstören kann. Im Ayurveda wird Agni als das körperliche Verdauungsfeuer und metaphysisch als inneres Feuer des Bewusstseins betrachtet, das nach Befreiung und Selbst-Erkenntnis strebt.

Hinduistische Feuerzeremonien

Yajnyas, bekannt als Homa oder Havan, sind in der indischen Kultur tief verankert. Diese rituellen Feueropfer, durchgeführt in Tempeln, Ashrams und privaten Haushalten symbolisieren Opferbereitschaft, Demut und Hingabe. Die Zeremonien, wie das Agnihotra, wirken reinigend auf individueller und atmosphärischer Ebene. Diese Wirkung konnte mit Messungen nachgewiesen werden. Die vedische Homa-Therapie ist eine Form der alternativen Heilarbeit für den Menschen sowie für Mutter Erde.

Vorbereitung

Ein Yajnya beginnt in der Regel schon mit der sorgfältigen Vorbereitung. Darunter zählt auch die Intention oder innere Absicht (Sankalpa), mit der das Feuer entfacht wird. Sankalpa ist weit mehr als nur ein guter Vorsatz, es ist eine bewusste Absicht. Im Sankalpa wird das innerlich benannt, was dem Feuer geopfert, losgelassen und transformiert werden möchte. Ein wesentlicher Teil von Sankalpa ist das Vertrauen in die innere Kraft und Hingabe, auch die notwendigen Schritte zu unternehmen, um dieser Absicht auch treu zu bleiben.

Feuer entzünden

Das Entzünden des heiligen Feuers wird begleitet von Gebeten, Mantren und Gesängen, die Hingabe und Verehrung ausdrücken. Verschiedenste Zutaten, wie Ghee (geklärte Butter), Reis, Kräuter und andere Gaben nähren das Feuer und symbolisieren die Opferbereitschaft gegenüber dem Göttlichen. Die Rauchsäulen, die während der Feuerzeremonie emporragen, sind die Botschaften, die in den Himmel aufsteigen. Es wird geglaubt, dass die Götter diese Gaben annehmen und im Gegenzug Segnungen, spirituelle Erleuchtung und Harmonie gewähren. In der Homa-Therapie hat das Einatmen des entstehenden Rauches unter anderem eine reinigende Wirkung auf das körperliche Atmungssystem.

Die Stille und das Sakrale des Feuers

Während einer Feuerzeremonie entsteht ein Raum, der äußerlich von verschiedenen Handlungen geprägt ist, jedoch innerlich zur stillen Versenkung führen kann. Die Liebe und Hingabe, die durch diese Handlungen ausgedrückt werden, öffnen das Herz und erinnern an das innere Feuer des Bewusstseins, dem wir uns hingeben möchten.

Feuerplätze sind heilige Orte, die nicht nur wegen der wärmenden Kraft des Feuers, sondern auch wegen der tiefen Verbundenheit zwischen den Menschen um das Feuer herum, eine Anziehungskraft ausüben. An diesen heiligen Orten beten Menschen gemeinsam, zeigen Ehrerbietung oder verweilen einfach still in Andacht. Das Feuer hat nun auch im Kloster Gut Saunstorf natürlich seinen Platz gefunden und wächst in seiner Bedeutung.

Feuerzeremonie als innere Praxis

Für mich ist die Arbeit mit dem Feuer sowohl meine persönliche innere Praxis, die ich gerne teile, als auch eine geschichtliche Würdigung. Geschichtlich deshalb, weil der Ort, an dem mein Lehrer OM C. Parkin vor der Eröffnung des Klosters seine Stille-Retreats gab, ein kraftvoller Ort des Feuers war, dem ich mich sehr verbunden fühle.

Die Schweibenalp – Zentrum der Einheit über dem Schweizer Brienzer See – ist ein Platz, der auf Geheiß des Avatars Sri Haidakhan Babaji errichtet wurde. Dort durfte ich vor mehr als 20 Jahren, während des Silent-Love Schweige Retreats mit OM, zum ersten Mal einem Havan beiwohnen. Dieser Moment am Feuer hat sich tief in mein Herz eingebrannt. In der Zeremonie mit dem äußeren Feuer, den rezitierten Mantren, den Opfergaben, der Stille und der feurigen Celebration, sah ich die brennende Sehnsucht meines Herzens direkt gespiegelt.

Ich bin dankbar dafür, dass Judith und mir die Möglichkeit gegeben wurde, genau an jenem Ort über das Feuer zu lernen und somit diese geistige Flamme hierher zu bringen. Mein Wunsch ist es, dass das Feuer hier im Kloster lebendig und kraftvoll brennt, die Herzen der Menschen berührt und sie an ihr inneres Feuer erinnert.

Deva Parkin

Deva führt regelmäßig für sich selbst und für Gäste des Klosters und die Klostergemeinschaft Feuerzeremonien am Feuerplatz im Park unseres modernen Klosters durch.