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Während ich durch das Tor in der Zufahrt des Kloster Gut Saunstorf fahre, sehe ich, wie das Laub auf dem Platz zwischen den Eichen und dem Brunnen zusammengetragen wird. Es ist Herbst und die Blätter haben eine dicke rote Schicht gebildet. Ich beobachte, wie die Menschen die nächsten Tage Schritt für Schritt all diese Blätter zusammensammeln. Und während sie kehren, weht der kräftige Herbstwind die nächste feine Schicht auf den Rasen.

Ich habe mich interessiert, wie es für diejenigen ist, die dort arbeiten und habe mit einer Karma Yogini darüber gesprochen, die hier für einige Zeit im Kloster mithilft. Sie erzählte mir, wie sie Kontakt zu Beppo gefunden hat, dem Straßenkehrer aus dem Buch Momo, von Michael Ende:

Der alte Straßenkehrer Beppo verrät seiner Freundin Momo sein Geheimnis. „Siehst du, Momo“, sagte er dann zum Beispiel, „Es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang, das kann man niemals schaffen, denkt man.“ Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort: „Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen.“
Er dachte einige Zeit nach: Dann sprach er weiter: „Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.“
Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: „Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.“
Und abermals nach einer langen Pause fuhr er fort: „Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste.“ Er nickte vor sich hin und sagte abschließend. „Das ist wichtig.“
(1)

Sorge tragen

Ich sehe die Achtsamkeit in der Bewegung des Rechens. Und so ist es meine Eile, die schon beim Ankommen auf Gut Saunstorf zur Ruhe kommen kann. Ich trete ein in das Kloster und sehe die Würde und Klarheit des Raumes. Ich frage mich, ob es einfach nur gut aufgeräumt ist, oder was diese Würde, die ich spüre, ausmacht. Mir wird klar, dass dieser Raum getragen wird von einer Seele, die ihn durchdringt. So kennen wir alle den Ausdruck: Die Seele eines Hauses. Was nährt die Seele, was lässt sie leuchten? Eine Frage, die mich immer weiter durchdringt. Ich trete nun seit über 20 Jahren fast täglich durch die Tür des Klosters in Saunstorf. Zu Anfangs in eine Ruine, dann in eine Baustelle und dann in die fertigen Räume. Und die Frage bleibt und schwingt in mir, wie eine tiefe Erinnerung: Was braucht die Seele, was braucht meine Seele?

Ist es nicht genau so wie mit den Blättern auf dem Rasen. Dass ich Sorge trage. Eine ganz natürliche Sorge für jede einzelne Bewegung. Und ist es nicht genau das, wofür ein Kloster auch steht? Die Erinnerung, Sorge zu tragen, Sorge für meine Seele. Wenn es einen Ort gibt, der still ist, um den sich gesorgt wird, mit all der nötigen Achtsamkeit und Kraft, die dafür notwendig ist, so entsteht ein Ort, in den ich mich hinein entspannen kann, denn ich spüre, dass ich von dieser Sorge getragen werde.

In unserer Zeit gibt es immer weniger solcher Orte, die Menschen dabei unterstützen. OM C. Parkin, Gründer des Ortes der Stille in Saunstorf, hat dazu gesagt: „In unserer modernen Gesellschaft existieren lediglich Reste von sakralen Orten. Konsumtempel ersetzen Gottestempel. Sakrale Orte sind das Herz einer jeden Kultur. Sie dienen der SELBST-Erinnerung. Es ist die innere Lehre, welche diesen Ort wieder zum Leben erweckt.“(2)

Das Sterben der traditionellen Klöster

Das traditionelle Klosterleben droht in unserer Gesellschaft auszusterben. Die Klöster erleben in den letzten 200 Jahren große Veränderungen. Seit dem Jahre 1977 gibt es 50% weniger Mönche in Deutschland, derzeit sind es noch ca. 4.700. Bei den Frauen ist es wesentlich dramatischer. Während es zum Beispiel im Jahre 1965 noch 100.000 Ordensfrauen gab, sind es heute knapp 18.000.(3) Dazu kommt noch, dass mittlerweile über 80% der Ordensfrauen älter als 65 Jahre sind und dass kaum neue Novizinnen hinzukommen.(4)

Unter den Mönchen und Nonnen kursiert dazu das Wort: „Gott hat uns gerufen. Wir haben unseren Dienst getan. Nun dürfen wir gehen.“(5) Dies spricht auf der einen Seite von einer Annahme des Sterbeprozesses, gleichzeitig macht es die Not, in der wir uns heute befinden sehr deutlich. Ein Dominikanerpater aus Berlin bezeichnet diese Entwicklung als „historischen Traditionsbruch“(3). Es ist eine Kultur, die dabei ist zu sterben. Eine Kultur der Bewahrung der Stille. Im Gegensatz dazu haben abendliche Fernsehsendungen mit Nonnen Hochkonjunktur, wie die Serie „Um Himmels Willen“ die über einige Jahre die meistgesehene Fernsehserie in Deutschland war und von der 260 Episoden in 19 Jahren produziert wurden.(6)

Das Bewahren der klösterlichen Kultur

In einem Visionskreis mit den Mitarbeitern unseres Klosters hat OM C. Parkin geteilt, dass das Kloster Gut Saunstorf auch dafür steht die lebendige klösterliche Kultur zu bewahren. Er sprach dazu: „Wertschätzt auf diese Art und Weise den Weg der Achtsamkeit und bringt das bis ins Detail in die Handlung an diesem Ort. … Und ich möchte, dass ihr diese Kultur, die ich hier gerade beschreibe, weitergebt an andere Mitarbeiter und damit wird auch eine Kultur weitergegeben von Generation zu Generation. Die wird nicht einfach zerstört, wenn neue Menschen kommen, sondern eine Kultur ist auch eine geistige Matrix, die hier geschaffen wird. Die von allen Menschen, die diesen Ort betreten, ohne dass sie verstehen warum oder wie, ohne dass sie die genauen Zusammenhänge verstehen, wird diese Kultur erkannt an diesem Ort.“(7)

Es ist die Vision, einen Ort zu erhalten, der es den Menschen ermöglicht einzukehren und sich selbst zu begegnen. Dabei ist es nicht die Aufgabe von vielen, auch dauerhaft an solch einem Ort zu leben und ihn mitzugestalten. Das war es noch nie. So stehen die Menschen, die sich diesen Orten widmen, immer auch in den Diensten der Allgemeinheit. Daher ist es uns ein Anliegen, dass die Stiftung dieses Ortes gemeinnützig ist und als solche auch vom Staat anerkannt ist. So dient jeder Mensch, der eintaucht in die Stille, sich und den anderen.

Ein Klostergast schreibt dazu in unserem Gästebuch: „Dieses Kloster ist ein Traum im Herzen Gottes! Dank an alle, die es am Leben erhalten.“

Das Kloster als Ort des Studiums und der Arbeit

Das Eintauchen in die Stille ist dabei das Eine. Das Andere ist die Erforschung dessen, was mich nicht still sein lässt. Eine wissenschaftliche Erforschung meiner eigenen Hindernisse. Die innere Wissenschaft. Dies, als Teil der spirituellen Bildung, ist auch Zweck und Anliegen der gemeinnützigen OM-Stiftung Innere Wissenschaft, die Träger des Klosters ist. Es dient dem Wunsch nach einem dauerhaften inneren Frieden.

Dieser Ort folgt dabei auch der Tradition des inneren Studiums der Klöster mit seinen wertvollen Bibliotheken der Weisheitsliteratur und Anleitungen zur Selbsterforschung.
So verstehen wir das Kloster Gut Saunstorf auch als eine Universität der Seele, in dem eine SEINS-Schule ihr zuhause hat.

Ein Gast hat dazu gerade im Gästebuch geschrieben, wie wertvoll die Entdeckung der Lehrbriefe für ihn waren. Zeitlos, gebunden, auf Papier gedruckt. Studierbriefe von Mitgliedern der Gemeinschaft, verfasst zu wichtigen Themen des Weges.

Das Studium und das Beten ist der eine Teil, die Arbeit und Bewirtschaftung des Ortes der andere. Das allgemeine Klostersterben hat auch damit zu tun, dass sich die Orte wirtschaftlich nicht mehr am Leben erhalten können. Zu wenig Nonnen und Mönche leben noch in den Klöstern und können sich um diesen Teil kümmern. Und so ist ein laufender Betrieb nicht mehr aufrecht zu erhalten. Und da das Interesse der Menschen, die nicht selbst im Kloster leben, schwindet, bleibt auch die notwendige finanzielle Unterstützung aus, die seit jeher das Klosterleben unterstützte. Die Menschen, die in der Gesellschaft lebten, haben traditionell mit ihren Spenden die Klöster gefördert und ihren Beitrag für diese Orte geleistet. Auch das Kloster Gut Saunstorf lebt heute von der Unterstützung aller. Wir freuen uns, dass wir mittlerweile durch die Menschen, die das Kloster als Gast besuchen, den laufenden Betrieb finanzieren können. Eine große Leistung, die in den letzten zehn Jahren gewachsen ist.

Die Bewahrung des Ortes mit seinem denkmalgeschützten Gutshaus und Park, die Unterstützung der Lehre und des Studiums, die innere Wissenschaft sind nur durch die Einnahmen des Gästebetriebs nicht zu finanzieren und sind auf die Spenden derjenigen angewiesen, die ein Interesse an einem Ort der Stille und der spirituellen Bildung haben.

Das Kloster Gut Saunstorf unterstützen

Neben der tatkräftigen Unterstützung als mitarbeitender Gast, dem Karma Yoga, sind wir auf finanzielle Zuwendungen angewiesen. Die Gemeinnützigkeit der Stiftung ermöglicht es dabei, alle Spenden und Zustiftungen steuerlich abzusetzen. Eine einmalige oder regelmäßige monatliche Spende hilft uns sehr! Und wenn viele Menschen einen kleinen regelmäßigen Beitrag leisten, können wir die Arbeit aufrechterhalten und umsetzen.

Eine weitere Möglichkeit der Unterstützung ist die Zuwendung in Form eines Vermächtnisses. Gerade erleben wir die Erweiterung des Klosters mit seinem Heilzentrum. Wir freuen uns sehr, dass auch dieser schon immer traditionelle Teil vieler Klöster – die Heilarbeit – hier einen Platz findet. Dies ist möglich geworden durch ein Vermächtnis, welches der Stiftung zu Teil wurde. Diesen Ort und die Stiftung zu bedenken mit seinem Erbe und Vermächtnis ist eine große Kraft und Unterstützung für das Kloster. Es ist Teil des Sorge tragens. Sorge, damit auch die Menschen in den nächsten Generationen einen Ort der Stille auffinden können und Sorge für das Vermächtnis meines eigenen Lebens. Es ist mein letzter Wille, mit dem ich entscheiden kann, wie mit meinem Erbe umgegangen wird. Es ist gut, sich in Selbstverantwortung darum zu kümmern. Es braucht manchmal etwas Mut, aber es schafft Klarheit, auch für die Menschen, die nach meinem Tod damit in Berührung kommen. Ein Testament mit meinem letzten Willen dient allen.
Wir haben dazu eine ausführliche Broschüre gestaltet, die anhand von rechtlichen Grundlagen und Beispieltexten erläutert, wie man ein Testament schreibt und worauf besonders zu achten ist. Gerne schicken wir diese per Post zu und stehen auch für Fragen zur Verfügung.

Zum Abschluss möchte ich sagen: Die Klostergemeinschaft bewahrt und belebt diesen Ort gerne. Daher bitte wir von Herzen um Deine Unterstützung.

Muni Konradi

Muni Konradi ist Ansprechpartner für das Stiftungsbüro und das Spendenwesen des Klosters und der Stiftung. Er lebt seit über 20 Jahren am Ort der Stille und ist langjähriger Schüler von OM C. Parkin, Weisheitslehrer und Gründer des Klosters Gut Saunstorf.

Quellen:

  1. Momo, Michael Ende, Thienemann Verlag; 19. Edition (12. Juli 2005)
  2. Zitat, OM C. Parkin, www.kloster-saunstorf.de/das-moderne-kloster/
  3. Der Schmerz der Umbruchzeit, Über schrumpfende Orden und leere Klöster, Ulrich Pick, www.deutschlandfunk.de/ueber-schrumpfende-orden-und-leere-kloester-der-schmerz-der-100.html
  4. Statistische Daten Frauenorden, www.orden.de/presseraum/zahlen-fakten/statistik-frauenorden/
  5. GEORG, Magazin der Hochschule Sankt Georgen, 2/2016, S.45 f, Was wird aus den Orden?, Pater Franz Meures SJ, www.sankt-georgen.de/fileadmin/user_upload/Magazin/Georg_2_2016_Download.pdf
  6. Um Himmels Willen, MDR, 2002–2021, de.wikipedia.org/wiki/Um_Himmels_Willen
  7. OM C. Parkin, Mitschrift eines Visionskreises im Kloster, 2022