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Das Kloster Gut Saunstorf – Ort der Stille versteht sich als ein modernes Kloster. Es ist in der heutigen Zeit ein besonderer Ort, an dem wir im Außen mit einem Raum in Kontakt kommen, den es auch in unserem Inneren gibt – vielleicht könnte man es unsere innere Heimat nennen.

Doch was ist ein modernes Kloster? Was ist damit gemeint, äußerlich und innerlich? Und wie geht es Menschen, die hier im modernen Kloster arbeiten oder für einige Tage als Gast mithelfen? Welche Erfahrungen machen sie, wenn die Tradition und Einkehr eines Klosters auf die Moderne trifft, auf Entwicklung und nicht auf starre Formen? Und was bewegt Menschen der Klostergemeinschaft, hier einen großen Teil ihres Lebens verbringen?

OM C. Parkin ist spiritueller Weisheitslehrer und der Gründer des Klosters Gut Saunstorf. In einem Darshan sprach OM über Tradition und Moderne – und deren Vereinigung im modernen Kloster. Einen Auszug daraus möchten wir hier teilen. Im Anschluss kommen Menschen vor Ort in kleinen Interviews zu diesen Fragen zu Wort. Am Ende finden Sie einen längeren Klosterfilm, der Einblick über das geschriebene hinaus gewährt.

OM C. Parkin über Tradition und Moderne

Fragender: Was ist dieses moderne Kloster und von welcher Tradition ist die Rede?

OM C. Parkin:

„Tradition in der spirituellen Lehre ist nichts anderes als der Zugang zur Quellenlehre, der durch alle Stufen kultureller, zeitlich gebundener Entwicklung gegangen ist und bis heute geht. (…)

Der zweite Aspekt des ‚modernen Klosters’ weist auf die Moderne hin. In der Bewusstseinsevolution würde ich dem, was die Moderne genannt wird, den Zustand des rationalen Bewusstseins zuordnen; also jener Bewusstseinszustand, der in der Masse der Menschen durch die sogenannte Aufklärung hervorgebracht worden ist. Es ist die Stärke und zugleich die Schwäche der Moderne, dass sie mit der Tradition bricht. (…) Die Aufklärung brachte eine tabula rasa hervor: Nicht nur die begrenzten Formen von Glaubensreligionen wurden abgeschnitten, sondern die Bewusstseinsstufe des rationalen Geistes hat zunächst einmal bis zu einem gewissen Grad jede Form von Religion, jede Form von Spiritualität vernichtet. (…)

Das moderne Kloster ist eine Zusammenfügung dieser gegenläufigen Kräfte: der Tradition als einem Strom der beständigen Weitergabe und Weiterentwicklung der geistigen Flamme – und der Moderne, die auch im authentischen Sinne die Kraft zur vollkommenen Vernichtung des Alten hat. Wenn die Moderne auf diese Weise mit der Tradition verbunden ist, besitzt sie eine große Erneuerungskraft.“

Den gesamten Text können Sie hier nachlesen >

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Stimmen aus der Klostergemeinschaft und von Gästen zum modernen Kloster im Innen und Außen

VERENA POPPE – Leitung von Bau- und Veranstaltungsorganisation

Verena, du bist diesem Ort schon lange verbunden, hast bei der Restaurierung des Gutshauses bereits organisierend mitgewirkt. Was bewegt dich wesentlich, dem Kloster treu zu bleiben?

Gut Saunstorf/das Kloster ist mein Zuhause: innerlich wie äußerlich. Ich liebe diesen Ort und ich bin so froh, hier sein zu dürfen, mitzuwirken und für mich selbst, für meinen inneren Weg immer wieder er-innert zu werden. Durch Weggefährten einfach im Zusammensein ebenso wie bei der Arbeit und – ich bin dankbar für die Nähe (auch die äußere) zu diesem Lehrer, zu OM. Es ist mein Weg – genauso wie er ist, mit allen Bergen und Tälern, mit Herzblut und mit Tränen.

Was ist für dich ein modernes Kloster – wenn wir diesen äußeren Ort nach Innen nehmen?

Es ist der Ort der Annäherung an mein wahres Wesen. …Der Teil in mir, der frei sein will und dafür diesen inneren wie äußeren geschützten und nährenden Raum braucht. Die Möglichkeit des Rückzugs – nach Innen, denn ‚erwacht auf dem Marktplatz‘, davon bin ich weit entfernt. Und gleichzeitig bietet Saunstorf und gibt dieser entsprechende Teil meines Inneren genau die Möglichkeit, Wachheit im ‚Alltag‘, immer jetzt zu erproben: Mit dem Architekten und den Handwerkern oder auch mit den mitarbeitenden Weggefährten im Ringen um den nächsten Schritt, ganz praktisch in der Jahresplanung von Veranstaltungen. Und auch im Austausch, im Zusammensein mit Weggefährten: Wann werde ich eng oder streng? Wann plappere ich? Ich liebe die Mischung aus ernsthafter Erforschung und ganz simplen, menschlichen Gesprächen. Ich weiß es mehr und mehr zu schätzen, wirklich hinzuschauen.

In diesen 10-15 Jahren, die du diesen Ort nun kennst, was hat sich für dich verändert? Und was ist unverändert geblieben?

Der äußere Ort verändert sich permanent. Er wächst, blüht und gedeiht. Ups, für Gut Saunstorf kann ich das so sagen, aber es fällt mir nicht so leicht, diese Aussage als eine (positive) Projektion zu mir zurückzunehmen. Und es gibt auch etwas Bleibendes, eine sehr solide und massive Substanz, die war schon immer da: Da steht einfach ein großes Gutshaus. Und auch in mir gibt es etwas sehr Massives, das sich wenig verändert: einen grundlegenden Widerstand. Ebenso ist da etwas genauso Unveränderliches in mir: Die Liebe zu OM. Die Liebe zum Selbst. Das zarte innere Wissen um dieses Wahre, das sich entfalten möchte, das mich mehr und mehr von innen nach außen durchdringen möchte.

DEVA PARKIN – Öffentlichkeits- und Medienarbeit, Heilarbeit

Deva, du bist seit den Anfängen von Gut Saunstorf mit aktiv und lebst hier im modernen Kloster, seitdem du Mitte 20 bist. Hast oder hattest du manchmal Gedanken wie „ich lebe hier im Kloster – verpasse ich etwas in der Welt da ‚draußen‘“?

Ja klar, diese Gedanken kommen mir immer mal wieder. Gerade in Momenten, wenn ich in melancholischer Stimmung bin. Dann erzählt mir mein Geist, dass ich den Großteil meines Lebens in diesem „Gefängnis“ verbracht habe und ich all die Dinge verpasst habe, die ein normaler junger Mensch erlebt und durchmacht. Ich lasse dieses Gedankenkarussell durchlaufen, besinne mich auf mein Herz und die Frage „Ist das wirklich wahr?“. Dann erinnere ich mich an mein inneres Kommittent dem Weg gegenüber und sehe, dass ich vielleicht weit mehr „erleben“ durfte hier im Kloster und mit meinem Lehrer, als ich vielleicht in einem „äußeren“ Leben wirklich erfahren hätte.

Was ist das moderne Kloster in dir? Kennst du diesen Ort in dir?

Das moderne Kloster ist eben kein Gefängnis, was mich einschränkt, sondern ein im Außen gespiegelter Ort, der mich an mein Innerstes bindet und erinnert. Und darin sind so viele unterschiedliche Erfahrungen enthalten, die mich in eine tiefe Ernsthaftigkeit mir selbst gegenüber führen. Das moderne Kloster in mir ist die Berliner Göre gepaart mit einem Mönchswesen, verbindlich diesem Ort, der Gemeinschaft und dem Lehrer gegenüber, vereint in einem stillen Wesen.

Gibt es etwas, was du dir wünscht für diesen Ort? Oder für deinen weiteren Weg hier?

Ich wünsche mir, dass die Menschen, die kommen, nicht nur den „schönen, stillen“ äußerlichen Ort sehen und schätzen, sondern auch die tiefe Wahrheit, die an diesem Ort gelehrt wird. Also, dass die geistige Vision des modernen Klosters, die Lehre, der ganzheitliche Weg der inneren Heilung, mehr in den Vordergrund tritt. Das wünsche ich mir für mich selbst genauso – dass ich bis auf meinen Wesensgrund dringe.

ELVIRA SCHNEIDER – Selbständige Heilpraktikerin

Elvira, du bist Therapeutin und langjährige Schülerin von OM C. Parkin, lebst direkt in Saunstorf. Warum?

Ein starker, innerer Ruf, dem ich nicht widerstehen wollte, hat mich nach Saunstorf geführt. Das Interesse, in der Welt einer Großstadt zu leben, hat gleichzeitig abgenommen. Ich spürte, dass ich die physische Nähe zu OM, zum Projekt Saunstorf und zur Gemeinschaft als innere Anbindung brauche.

Das Leben hier im Kloster, mit der Gemeinschaft und den Aufgaben, ist vielfältig und für jeden ein herausfordernder Lernweg. Was nährt dich hier und was fordert dich am stärksten?

Mich nährt die Liebe der Menschen, die auf dem inneren Weg der Wahrheit sind. Mich nährt authentischer Ausdruck, ehrlicher Austausch, stilles Beisammensein, Konzentration auf das Wesentliche. Mich fordern die vielfältigen Aufgaben und Verpflichtungen, die nötig sind, um so einen Ort zur Entfaltung zu bringen, inbegriffen Ängste, Widerstände und Konflikte.

Ein modernes Kloster – was ist das für dich, äußerlich und innerlich?

Das äußere Kloster macht die Ausrichtung auf Stille, Sammlung und Konzentration möglich. Das innere Kloster ist pures Geschenk, Gott zu empfangen und mich ganz zu schenken.

STEFANIE SCHUCHARDT – Mitarbeiterin im Kontor

Stefanie, wie bist du in Kontakt gekommen mit dem modernen Kloster Gut Saunstorf?

Meine erste Begegnung war eine Einladung im Jahr 2014 zu einem Wochenend-Seminar im Kloster zum Thema „Wahres Dienen“.

Du arbeitest jetzt knapp ein Jahr hier vor Ort, bist Teil der Klostergemeinschaft und Schülerin von OM C. Parkin. Was hat sich für dich verändernd, nun in einem modernen Kloster tätig zu sein?

Die Entscheidung fiel mir zunächst nicht leicht, weil es eine völlig neue Tätigkeit für mich war und sich Ängste vor der Intensität durch die Nähe zum Lehrer, zur Lehre und zur Gemeinschaft aufbauten. Dennoch und gerade aus diesem Grund konnte ich die Herausforderung und Chance erkennen. Nach der Einarbeitungszeit nehme ich Veränderung in mir wahr. Die ängstliche Aufregung hat nachgelassen und ich bin in einem relativ entspannten Zustand im Kontor. Ich nehme ein neues Gefühl wahr. Die Zeit vor meiner Arbeit im Kontor bin ich von zu Hause aus zeitweise ins Kloster gegangen. Jetzt hat es sich komplett gedreht. Es fühlt sich jetzt an, als wäre ich fix im Kloster und zwischendurch kurz mal zu Hause. Ich spüre das Kloster als eine beständig feste und solide Basis für mich. Dabei komme ich mir näher und lerne diesen inneren Raum neu kennen. Durch das feste Arbeitsverhältnis sind mir Flucht, Rückzug und Isolation als Reaktion auf innere Prozesse nicht mehr in dem Maße, wie in der Vergangenheit, möglich. Im Gegenteil erlebe ich solch dunkle Tage als ein „getragen werden“ innerhalb und durch die Gemeinschaft.

Und welchen inneren Bezug hast du zu diesem Wort, modern und Kloster? Was verbindest du damit auf deinem Weg?

Ich verstehe ein Kloster als einen geschützten Ort, zunächst einmal aus einer alten Zeit. Er dient der Einkehr, der Stille und dem Anhalten. Dadurch können Körper, Geist und Seele genährt und geheilt werden. Ich habe an solch einem Ort die Möglichkeit, mir nahe zu kommen, innerlich in die Tiefe zu gelangen, zu forschen und mich zu entwickeln. Modern bedeutet für mich zeitgemäß. Das Kloster dient als Seminarort zur Erforschung des Menschseins. Verschiedene Menschen, frei von Konfession, können an diesem Ort innerlich Freude, Berührung, Glückseligkeit und Wachstum erfahren. Ein altehrwürdiges Kloster in heutiger Zeit spricht für Entwicklung und ein Mitfließen. Genauso geschieht es im Inneren. Das moderne Kloster bietet mir den Rahmen und das energetische Feld während meines Lebens in der jetzigen, schnellen Zeit.

ANNE B. – Ora et Labora Klostergast aus Berlin

Anne, du bist seit ein paar Tagen als Ora et Labora Gast hier im Kloster. Was hat dich hierhergeführt und warum Ora et Labora?

Ein Aufenthalt vor 3 Wochen an der langen Schweigewoche, der mir so viel Kraft und Energie geschenkt hat, dass ich zurückkehren wollte als Ora et Labora Gast – einen Geben und Nehmen Fluss in Gang zu bringen und hier etwas zurückzugeben!

Ein modernes Kloster – was hast du dir darunter vorgestellt und wie ist es vor Ort, deine Erfahrung mit einem modernen Kloster?

Ich kam mit Offenheit – ohne Erwartungen. Meine Vorstellung war, hier einfach SEIN zu können mit allem, was in mir wohnt.

Modern, klösterlich – was nimmst du für dich daraus mit nach Hause?

Den kleinen alltäglichen Dingen meine volle Aufmerksamkeit und Liebe zu schenken, zum Beispiel zuzusehen, wie ein Teebeutel aus Wasser ein Getränk für mich verwandelt, dies einfach zu beobachten… Die Kraft der Ruhe durch mich fließen zu lassen…

RAINER G. – Kontorleitung

Rainer, du bist langjähriger Schüler von OM C. Parkin und seit gut einem Jahr lebst und arbeitet du hier in Saunstorf. Warum hast du dein Leben in Berlin aufgegeben und bist ganz hierhergezogen?

Der Same, irgendwann in Saunstorf zu leben und zu arbeiten, war schon immer in mir. Als nun langjähriger Schüler von OM habe ich diesen Ort von null an miterlebt. Doch dass es sich letztes Jahr schon zeigte hierher zu kommen, hätte ich im Vorfeld nicht gedacht. Es war ein längerer Prozess in mir (1 Jahr), bevor ich der Entscheidung folgte, Berlin zu verlassen. Ich hatte alles, eine tolle Wohnung in Mitte, hab nicht schlecht verdient in einer leitenden Position und viele Angebote der Großstadt. Aber ich fühlte mich zu wenig seelisch genährt und der Ruf des Herzens wurde immer stärker. Hinzu kamen Veränderungen in der Firma, für die ich arbeitete, mit denen ich mich nicht mehr identifizieren konnte. Das Stellenangebot hier in Saunstorf, was mir gemacht wurde, kam fast zeitgleich mit der Entscheidung Berlin zu verlassen.

Ein modernes Kloster – was bedeutet das für dich und deinen Alltag? Was heißt das für dich?

Es ist für mich ein Ort der Innen-Einkehr, schon immer gewesen. Für meinen Alltag bedeutet das, dass nichts mehr so ist, wie ich es vorher gewohnt war (innerlich wie äußerlich). Und dieses Gewohnte sein zu lassen und offen für das Unbekannte Neue zu sein, fällt mir mal leichter, mal schwerer.

Gibt es Illusionen deines Ankommens hier, die enttäuscht wurden? Und auch überraschend Bereicherndes, was du gar nicht erwartet hast?

Vorstellungen wurden enttäuscht ja… die ich vorher hatte. Es war zwar schmerzhaft, aber heilsam und so konnte ich über Grenzen der Vorstellung hinausgehen. Seit ich physisch hier lebe, hat mich meine Liebe zu meinem Lehrer und zu diesem Ort mit der hier lebenden Gemeinschaft überrascht, denn sie wuchs.

SINA BERNASCONI – Hausleitung

Sina, du lebst und arbeitest schon viele Jahre hier im modernen Kloster. Was hat dich bewegt, aus der Schweiz hierher zu kommen?

Die Begegnung mit OM in 2002 hat mich bewegt nach Hamburg zu ziehen. Schon vorher habe ich begonnen, mich mehr inneren Themen zuzuwenden. Die Lehre von OM hat mir definitiv die Türe zum Inneren Raum geöffnet. Im Herbst 2002 war ich dann das erst Mal im Park vom Gutshaus, welches zu der Zeit noch eine Ruine war. Wo das Gutshaus 2010 dann fertig renoviert war, bin ich nach Saunstorf umgezogen und habe begonnen im Kontor zu arbeiten.

Was ist für dich ein modernes Kloster? Äußerlich und innerlich?

Es ist ein Ort, an welchem ganz lebendig und menschlich der innere Weg gegangen wird. Die äußeren Strukturen geben mir Halt und leiten mich durch den Tag und die Schönheit des Ortes, erfreuen mich und erinnern mich an die Erhabenheit in diesem Leben/im Sein. Innerlich ist es ein Ort, welcher aus der Zeit gefallen ist und mich einlädt, einfach hier zu sein.

Für deinen inneren Weg, was tut dir hier gut und was ist herausfordernd für dich?

Mir tut es gut, ständig erinnert zu werden, um was es wirklich geht im Leben. Und es tut mir gut im Takt meiner Seele zu gehen. Und es ist auf der anderen Seite herausfordernd, umso deutlicher zu sehen und zu fühlen, wenn ich aus dem Takt falle und mich in den geistigen Welten verliere.

Video: Was ist ein modernes Kloster